„Where is the f*ing anchor of Charon?“ Drei Fragen an Raphaela Vogel zur Performance.
Der Titel der Performance „Where is the f*ing anchor of Charon?“ ist auffällig und provokativ. Was hat euch zu diesem Titel inspiriert, und wie verbindet er sich mit den in der Performance behandelten Themen?
Rapahela Vogel: Ist es denn kein edler Wunsch dem Charon beim Suchen seines Anchors behilflich zu sein? Denn wenn der Fährmann, der die Toten ins Totenreich hinübersetzt, einen Anker hätte, würde er nicht so viel hin und herfahren und das Sterben könnte etwas langsamer und ineffizienter werden. Männer, die ein Amt ausüben, brauchen immer ein Gerät, das aus ihrem Namen oder ihrem Amt gebildet ist: ein Tamtam zum Beispiel.
Die Performance wird als „performative Musikskulptur“ beschrieben. Könntest du dieses Konzept näher erläutern und erklären, wie die Verbindung von Skulptur und Performance das Gesamterlebnis verstärkt?
Rapahela Vogel: Die Musikskulptur besteht in der Zeitlichkeit der Skulptur im Verhältnis zur Zeitlichkeit des Mediums Musik: Die Zeit, die es braucht, eine Skulptur zu rezipieren, indem man um sie herum geht, im Verhältnis zur linearen, objektiven Zeit der Musik, die für alle Rezipient:innen gleich lang ist. Es gibt keine Unmittelbarkeit des ersten Eindrucks wie bei zweidimensionalen Darstellungen. Und dann ist da die Zeitlichkeit narrativer Entwicklungen, die mit der Skulptur verbunden sind, das Auspacken ihrer Geschichten, der Laokoon-Effekt. Beides mündet in den Gebrauch der klassischen Zeitkunst Musik.
Deine Werke wurden in renommierten Institutionen gezeigt. Wie unterscheidet sich die Aufführung im Museum der Moderne Salzburg, und welche neuen Dimensionen oder Interpretationen hat dieser spezifische Raum in deine Arbeit eingebracht?
Rapahela Vogel: Die Dressur des Raumes, der Pferde, der Kinder, der Kunst. Themen, die in Arbeiten von Rose English und Mike Kelley vorkommen: das war für mich der Ausgangspunkt. Ein bisschen wie eine Aufgabe in der Schule: Kreativität unter Vorgaben - das hat seine (künstlerischen) Grenzen, macht aber auch Spaß und in diesem Zustand kann ich tatsächlich neue Formate entwickeln und das ist doch das, was wir versucht haben: eine Skulptur die singt, erklärt, fragt und dabei für sich selbst steht.
Raphaela Vogel und Daniel Roth zeigten eindrücklich wie kreative Praktiken als Mittel dienen können, um Erfahrungen und Fragen zu verhandeln. Wer weiß, vielleicht findet der eine oder die andere im Prozess der Auseinandersetzung mit den präsentierten Themen nicht nur die eigene Perspektive, sondern auch den verloren geglaubten Anker.